Januar 2024
Liebe Förderinnen und Förderer,
wir wünschen Ihnen und allen Menschen ein gutes und friedliches neues Jahr!
Das Jahr 2023 haben viele Menschen mit einem Gefühl von Überforderung, Ratlosigkeit und zuweilen vielleicht sogar Hilflosigkeit angesichts der Weltlage beendet. Weltschmerz war und ist weiterhin ein Wort der Stunde. Hinter den Konflikten, Kriegen, der zunehmenden politischen Polarisierung bleibt dabei oft im Hintergrund, welche wegweisenden Fortschritte und ermutigenden Entwicklungen auch zu beobachten sind.
Die pandemischen Jahre haben außerplanmäßige Investitionen in den Gesundheitssektor in vielen Ländern freigesetzt, von denen auch nachhaltig noch profitiert werden kann. Ein verbesserter Zugang zu medizinischer Versorgung, eine Stärkung der lokalen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten und Investitionen in Präventionsmaßnahmen z.B. für Viruserkrankungen sind wichtige Schritte. Eine bahnbrechende Innovation ist hier die Impfung gegen Malaria, an der bisher ca. 500 000 Kinder jährlich sterben. Ähnliche Effekte sind auch im Bildungssektor zu beobachten, wo digitale Möglichkeiten auch in vielen Ländern des globalen Südens den Zugang zu Bildung und die Flexibilität des Lernens erhöhen.
Auch kann man in den letzten Jahren beobachten, dass die Entwicklungszusammenarbeit immer innovativer wird. Dies beinhaltet Programme, die auf nachhaltige Entwicklung setzen, wie z.B. die Förderung von Kleinunternehmen in ländlichen Gebieten und Großstädten, innovativere Ansätze der Mikrofinanzierung und die Förderung von kreativen Lösungsansätzen für Themen der sozialen Ungerechtigkeit, direkt dort, wo es eine Rolle spielt. Ebenso hat der Zugang zu Technologie dazu beigetragen, dass Informationen und Ressourcen einfacher verfügbar sind. Dies ermöglicht es Wissen und Weiterbildungen überall auf der Welt niederschwellig zugänglich zu machen, Märkte zu erschließen und an ihnen zu partizipieren.
Auch in Punkto Geschlechtergerechtigkeit hat sich viel bewegt in den letzten Jahren. Durch die freie Verfügbarkeit von Wissen und Informationen, sowie internationale Plattformen und Initiativen, die über Menschenrechte aufklären und ermutigen, lassen sich alte Strukturen und Ungleichheiten immer schwerer aufrecht erhalten.
Die Projekte, die durch MiA gefördert werden, sind Teil dieses großen Puzzles und die Entwicklungen zeigen, dass Unterstützung, die zur Selbsthilfe beiträgt, wirksam und nachhaltig ist. So ist es keinesfalls naiv, sondern steht auf festem Fundament mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen und den Herausforderungen der Welt mit Mitgefühl und beherztem Handeln entgegenzutreten.
Wir freuen uns auf ein neues Jahr 2024 in diesem Sinne,
Karla Henning
Stellvertretende Vorsitzende
Mitgefühl in Aktion e.V. ist nach drei Jahren Probezeit dieses Jahr vollwertiges Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) geworden und wurde im September d.J. in Brüssel als assoziiertes Mitglied in die Europäische Buddhistische Union (EBU) aufgenommen. Wir wollen damit unsere Arbeit auf Europa erweitern bzw. andere Buddhistische Gruppen und Verbände mit dem Anliegen einer Buddhistischen Mitverantwortung im Bereich Entwicklungszusammenarbeit gewinnen.
Die Welt braucht das!
Zur Schule gehen. Studieren. Einen Beruf erlernen. Satt ins Bett gehen. Medizinisch versorgt sein. Für uns hierzulande war und ist das keine Frage mehr. Vielen jungen Menschen anderswo bleiben diese Möglichkeiten aber versperrt. Armut zwingt sie dazu, schon früh arbeiten zu gehen, in der Landwirtschaft mitzuhelfen oder ihr vertrautes Umfeld zu verlassen, um in der Fremde Arbeit zu suchen. Das trifft in besonderem Maße Mädchen und Frauen. Ihre Zukunftsperspektiven sind mehr als begrenzt und verengen sich aufgrund der gravierenden Klimaveränderungen zum Teil sehr dramatisch.
Aber das ist kein Schicksal, das unveränderbar wäre. Mitgefühl in Aktion (MiA) gibt es erst seit 4 Jahren. Seit dieser Zeit engagieren wir uns durch Förderung von Projekten in bisher 10 Ländern (derzeit in Kambodscha, Indien, Myanmar, Peru, der Mongolei und Bangladesch, bis 2022 auch in Kamerun, Senegal, Afghanistan und der Ukraine), um die Menschen vor Ort zu unterstützen, ihre Lebensgrundlagen nachhaltig zu verbessern.
Und wir haben in dieser Zeit schon die Erfahrung machen können, dass wir etwas bewirken. Vor kurzem haben wir bei einer Zoomveranstaltung einige energiegeladene, lebenslustige junge Frauen aus Kambodscha kennengelernt, die dank des Rice4education-Programms, das wir mitfinanzieren, zur Schule gehen oder studieren können, die Ärztinnen oder Lehrerinnen werden wollen und diese Ziele sehr engagiert verfolgen. Bei einem virtuellen Gang durch das Haus, in dem sie zusammenleben und lernen, haben wir ein Gefühl dafür bekommen, wie sehr sie einander unterstützen und sich umeinander kümmern. Für uns auf der anderen Seite war es eine zutiefst berührende Erfahrung, diese jungen selbstbewussten Frauen zu erleben und ein sehr starkes Gefühl wechselseitiger Verbundenheit war in diesem virtuellen Raum der Begegnung deutlich spürbar.
Mitgefühl in Aktion bedeutet, etwas zu tun, aktiv zu werden, vom Mit-fühlen ins Handeln zu kommen. Dāna, Großzügigkeit – im Buddhismus eine Tugend oder Vollkommenheit, die wichtig ist für den Weg der Befreiung –, kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Großzügig können wir unsere Zeit, Energie, unsere Fähigkeiten geben, um im Verein aktiv mitzuwirken; großzügig können wir Geld geben, das den konkreten Projekten und damit den Menschen vor Ort zugutekommt. Sie mögen Tausende Kilometer von uns entfernt leben, durch unsere materielle Unterstützung lassen wir unser aller Verbundenheit, die ja nicht nur ein Gefühl, sondern eine Tatsache ist, lebendiger und erlebbarer werden.
In diesem Jahr haben wir die sechs langfristig angelegten Projekte mit je 12.500 US Dollar unterstützt und damit 5554 Menschen direkt und ein Vielfaches an Menschen indirekt helfen können. Drei Großspenden haben es uns möglich gemacht, unsere Unterstützung gegenüber 2022 nahezu zu verdoppeln. Solche Großspenden sind im laufenden Jahr bisher nicht bei uns eingegangen, sodass wir im kommenden Jahr unsere Unterstützung vermutlich erheblich reduzieren müssten. Daher unsere Bitte: Lassen Sie Ihr Mitgefühl und Ihre Großherzigkeit aktiv werden und spenden Sie an MiA.
Lassen Sie Ihre Kreativität aktiv werden und Wege finden, Menschen in Ihrem Umfeld auf MiA und die Hilfsprojekte aufmerksam zu machen. Lassen Sie uns gemeinsam das Licht des Mitgefühls mehr in die Welt bringen. Die Welt braucht das.
Ursula Richard, Projektpatin von Rice&Education für Kambodscha, November 2023
Foto: Mae Mu, Unsplash
Liebe Freundinnen und Freunde,
heute in Erntedanktag und in der Tat freuen wir uns mit allen Landwirten über die diesjährigen Ernten, die unsere Bundesregierung immerhin trotz Wetterschäden durch Klimawechsel als durchschnittlich bezeichnet. Doch „Extremwetter als Folgen der Klimakrise machen unsere Ernten immer stärker zu einem Lotteriespiel“, so der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung des diesjährigen Ernteberichts für Deutschland.
Ironischerweise besteht jedoch unsere eigentliche Ernte in unserer Finanzkraft durch die Produktion industrieller Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen, die es uns ermöglichst, auf dem Weltmarkt unsere Lebensmittel zu erwerben, jeweils dort, wo sie günstig verkauft werden. Insofern sind wir nicht mehr direkt von unseren agrarwirtschaftlichen Erzeugnissen für die eigene Ernährung abhängig.
Anders ist das in Ländern, die Nahrungsmittel produzieren und z.Z. ganz darauf angewiesen sind, entweder sich von dieser zu ernähren oder sie für Geld zu verkaufen. Und da ist die weltweite Bilanz erschreckend. Während wir derzeit subjektiv noch überwiegend durch längere warme Sommer vom Klimawandel profitieren, werden anderenorts dadurch Lebensgrundlagen und Grundversorgung in einem erschreckenden Maße zerstört. Ein weiterer Faktor ist natürlich der anhaltende Krieg in der Ukraine, der zu drastischem Getreidemangel für viele Länder führte.
Mögen wir deshalb an diesem Erntedankfest derer gedenken, die Hunger leiden oder von Nahrungsengpässen betroffen sind. Auch dies ist ein Grund für die Unterstützung unserer Hilfsprojekte, die darauf abzielen, Menschen in von Hunger betroffenen Regionen durch Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützten. Das können wir jedoch nur, wenn viele Menschen großzügig spenden. Deshalb: ganz herzlichen Dank an alle, die MiA unterstützen und in diesem Sinne ein gutes Geberdankfest!
Raimund Hopf
Vorsitzender von MiA
Zusammen mit Buddhist Global Relief unterstützt Mitgefühl in Aktion e.V. (erstmals als größter Anteilspartner) ein neues Hilfsprojekt in Cusco in Peru. Unser Partner Wawasonqo ist seit 2006 in der Region aktiv, um die wachsende Verarmung – auch eine Folge der Klimakrise – in den höheren Regionen der Anden zu bekämpfen. 24 Prozent der Bevölkerung um Cusco sind davon betroffen. Die Arbeit von Wawasonqo konzentriert sich auf drei Bereiche: Bildung, Ernährung und Gesundheit. Ziel des von MiA geförderten Projektes ist es, die Unterernährung armer ländlicher Familien in der Bauerngemeinde Chaquepay zu bekämpfen. Derzeit leben die Familien dort hauptsächlich von landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit geringen Nährwerten, hauptsächlich Kartoffeln, Mais und Reis, was zu großen Mangelerkrankungen besonders bei den Kindern der Region geführt hat. Im Rahmen dieses Projekts erhalten die Familien Schulung und Unterstützung für den Anbau von Gemüse wie Spinat, Mangold, Brokkoli, Blumenkohl, Zwiebeln und Tomaten für den Eigenbedarf. So können sich die Familien mit den dringend benötigten Nährstoffen versorgen. Es werden Workshops zu Themen wie ökologischer Landbau, Ernährung, Zubereitung von Gerichten und Herstellung und Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten wie Marmeladen, Pickels, Nektar sowie Nahrungsmittelkonservierung durchgeführt. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projekts bislang der Bau von zwölf kleinen landwirtschaftlichen Gewächshäusern für bedürftige Familien in ländlichen Gebieten unterstützt, damit sie eigenständig vitamin- und mineralstoffreiches Obst und Gemüse anbauen können. Dies kommt gegenwärtig ungefähr 50 Familien zugute. Die Schulungen und Workshops werden für die gesamte Gemeinde kostenlos angeboten, wodurch direkte Hilfe zur Selbsthilfe umgesetzt werden kann. Bitte helfen Sie uns, dieses Projekt auch weiterhin zu fördern und den Menschen in der Region eine eigenständige Versorgung in den vom Klimawandel betroffenen Gebieten zu sichern.
Archivbild: Notunterkunft nach Zyklon in Myanmar 2008
Laut Berichten vom 16. Mai 2023 hat der Zyklon „Mocha“ hunderte Tote unter den Binnenflüchtlingen Myanmars gefordert. Die meisten Angehörigen sind von der verfolgten muslimischen Minderheit der Rohingya, so ein Sprecher der „Nationalen Einheitsregierung“ (NUG), der von der EU anerkannten demokratischen Exilregierrung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 gebildet hat. Die Zeitung „Die Welt“ schreibt: „Der tropische Wirbelsturm war am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 250 Stundenkilometern in Myanmar und dem benachbarten Bangladesch auf das Land getroffen. Es war der heftigste Zyklon in der Region seit mehr als einem Jahrzehnt.“
Nur wenig dringt aus dem abgesperrten und kontrollierten Myanmar nach außen und wenige wissen über oder interessieren sich für das Leid der Bevölkerung und besonders der unterdrückten ethnischen Minderheiten. Aus diesem Grund unterstützen wir neben dem laufenden Projekt der burmesischen Rucksack-sanitäter:innen, zumeist aus der Volksgruppe der Karen, nun in diesem Jahr auch die Organisation „Better Burma“. Dort helfen wir finanziell, um Binnenflüchtlinge mit Ernährung zu versorgen. Bitte helfen Sie durch Ihre Spende, die Not dort zu lindern.
Bhikkhu Bodhi, Gründer unserer Partnerorganisaton Buddhist Global Relief und Schirmherr von MiA hat beim letzten Projektleitertreffen an die Eckpunkte unserer Arbeit erinnert:
Als buddhistische Organisation werden wir von den Lehren des Buddhismus inspiriert, dehnen einen Geist der liebenden Güte auf die ganze Welt aus und fühlen uns daher dazu berufen, das Leiden unzähliger Menschen auf der ganzen Welt lindern zu helfen. Alles Leben auf diesem Planeten ist miteinander verbunden und voneinander abhängig. Der hohe Lebensstandard im Westen wurde weitgehend auf den Ressourcen der Menschen im Osten und Süden aufgebaut. Das ruft uns auf, für eine gerechtere soziale und politische Ordnung zu arbeiten, was auch ein wesentlicher Bestandteil der Lehren des Buddha ist. Dieser lehrte, dass die Pflicht einer Regierung darin besteht, alle Bewohner des Landes zu schützen und Armut durch staatlich geförderte Taten der Wohltätigkeit zu beseitigen. Was uns dabei leitet, ist:
Vertrauen
Die Grundüberzeugung, dass Gutes Wirkung zeigt, Kraft hat, das Band menschlicher Solidarität zu stärken, und dass Helfen und Geben sowohl auf der Seite der Gebenden als auch der Empfangenden unermessliche Freude bringt.
Mitgefühl
Die Eigenschaft, die uns „mit dem Leid der anderen erzittern lässt“ (anukampa in der Sprache des Buddha). Sie durchbricht den Kokon der Selbstbezogenheit, erweckt ein Gefühl der Mitverantwortung und öffnet unsere Ohren für den Ruf der Verzweiflung von Menschen, denen die nötigsten Lebensgrundlagen fehlen.
Helfen
Sich in den Dienst des Nächsten stellen und im Helfen eine Quelle der Kraft und Freude zu finden, die zudem wirtschaftliche und politische Auswirkungen für ganze Regionen hat.
Rechtschaffenheit
Das Beachten der buddhistischen Grundüberzeugungen von Nicht-Verletzen, Ehrlichkeit, Treue, Wahrhaftigkeit und Nüchternheit in unserer Arbeit und als ein Politikum zu nutzen.
Selbstfürsorge
Anerkennen, dass nach außen gerichtete Hilfsarbeit auf innerer Selbstfürsorge aufbaut, die den Geist von Gier, Hass und Verblendung reinigt und die Grundursache für persönliches und kollektives Ergehen darstellt. Was wir für andere tun, tun wir für uns. Was wir für uns tun, tun wir für andere.
Verlässlichkeit
Wir bleiben unserem Versprechen treu, alle empfangenen Projektspenden ohne Abzug für die Hilfe vor Ort einzusetzen und gehen mit den anvertrauten Mitteln verantwortlich um. Ebenso prüfen wir die Projekte und evaluieren die Mittelverwendung und deren Nutzen.
Sparsamkeit
Wir achten darauf, mit wenig viel helfen zu können und halten die Verwaltungskosten durch ehrenamtliche Arbeit so niedrig wie möglich.
Respekt
Wir stehen nicht über den Menschen anderer Länder, anderer Lebensauffassungen und Lebensweisen. Wir behandeln sie als Partner und unterstützen sie in dem Bestreben, stark, unabhängig und selbstversorgend zu werden.
Zusammenarbeit
Wir schaffen das nicht alleine. Es bedarf einer enorme Kraft der Kooperation und gemeinsamen Anstrengung, was nicht ohne Partner und das Netz der vielen Menschen und Organisationen im Dienste der guten Sache entstehen kann. Deshalb ist es gut, traditionsübergreifend zu arbeiten und offen allen gegenüber sein, die das Ziel des Helfens teilen.
Bitte helfen Sie uns, diesen Frauen zu helfen.
von David Braughton, stellvertretender Vorsitzender von Buddhist Global Relief
English Original: https://www.buddhistglobalrelief.org/war-in-ukraine-the-tipping-point-for-a-global-food-catastrophe/
Die Szenen der weit verbreiteten Zerstörung und Verwüstung, die aus der Ukraine kommen, erinnern an eine postapokalyptische Welt, wie sie in Graphic Novels beschrieben wird, in denen das Undenkbare geschehen ist. Leichen liegen auf den Straßen, ganze Wohnviertel sind zerstört, sichere Zufluchtsorte - Krankenhäuser, Bunker, Kindertagesstätten - wurden bombardiert, und eilig ausgehobene Massengräber verschandeln die Landschaft. Ein Foto zeigt eine Frau, die um ihr kleines Kind trauert, das bei einem Raketeneinschlag getötet wurde. Ein anderes zeigt eine ältere Frau, die sich verzweifelt an den Trümmern ihres ehemaligen Hauses festkrallt, in der Hoffnung, unter den zerbrochenen Ziegeln und dem zerfetzten Gebälk ihre Angehörigen noch lebend zu finden. In einem anderen Bild blicken Männer vergeblich auf ein Wohnhaus, aus dem Flammen aus den Räumen schlagen, die die Menschen bis gestern noch ihr Zuhause nannten.
Über 4 Millionen Ukrainer sind aus ihrer Heimat in die Nachbarländer geflohen. Sie sind die Glücklichen. Weitere 7,1 Millionen Ukrainer sind vertrieben worden, und Tausende sind umgekommen. Was diese Bilder nicht zeigen, ist der Hunger, dem viele Ukrainer jetzt ausgesetzt sind, während gleichzeitig Lagerhäuser mit Tausenden Tonnen Weizen, Mais und Sonnenblumenöl gefüllt sind. Bauernhöfe, die einst genug Getreide anbauten, um 400 Millionen Menschen zu ernähren, sind gerade zu Beginn der Anbausaison zu Schlachtfeldern geworden. All dies sind Vorboten einer noch größeren Katastrophe für die Menschen auf der ganzen Welt, die für ihre tägliche Ernährung auf ukrainisches Getreide und Öl angewiesen sind.
Schon vor Ausbruch des Krieges litten schätzungsweise 881 Millionen Menschen, d. h. etwa 10 % der Weltbevölkerung, unter chronischer Unterernährung. Lokale Konflikte, der Klimawandel, Unterbrechungen der Versorgungskette, steigende Treibstoffpreise und die durch COVID verursachte chronische Arbeitslosigkeit hatten viele dieser Menschen bereits an den Rand des Hungertodes gebracht. Das Welternährungsprogramm (WFP) schätzt, dass infolge des Krieges bis zu 250 Millionen weitere arme Menschen auf der Welt von aktuem Hunger betroffen sein werden.
Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds sind die Kosten für Weizen zwischen April 2020 und Dezember 2021 um 80 Prozent gestiegen. Kürzlich wurde in einem UN-Bericht festgestellt, dass die Lebensmittelpreise im vergangenen Jahr weltweit um 34 Prozent gestiegen sind. Für Menschen in armen Ländern wie Ägypten, die bis zu 50 oder 60 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben können, hat dieser Anstieg dazu geführt, dass viele lebenswichtige Güter wie Brot und andere Grundnahrungsmittel für sie unerschwinglich geworden sind. Vor vier Monaten konnte man für fünf ägyptische Pfund (cirka 25 europäische Cent ) zehn Laibe Brot kaufen, jetzt sind es nur noch sieben.
Zu den Ländern, die am stärksten von den ukrainischen Exporten abhängig sind, gehören Ägypten, Libyen, Marokko, Tunesien und der Sudan, berichtet das WFP. Doch die Auswirkungen sind weltweit zu spüren, selbst in so abgelegenen Orten wie Peru und Sri Lanka, wo die ständig steigenden Lebensmittelpreise zu politischen Unruhen und Instabilität beitragen. In beiden Ländern kam es zu Massendemonstrationen und in einigen Fällen zu Ausschreitungen, um gegen die Verknappung und Verteuerung von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais und Benzin zu protestieren.
Die westlichen Länder haben auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine mit harten Wirtschaftssanktionen reagiert und die Ukraine hauptsächlich mit Verteidigungswaffen beliefert. Das Ergebnis ist ein noch teurerer Treibstoff, der Verlust einer weiteren wichtigen Quelle für Grundnahrungsmittel und ein drastischer Rückgang der Düngemittelausfuhr, auf die viele Landwirte für den Anbau ihrer Pflanzen angewiesen sind. Hinzu kommt die Dürre, die die Weizenerträge im Westen der Vereinigten Staaten und anderswo verringert hat, so dass sich die Lage noch weiter zuspitzt.
Das Welternährungsprogramm, das täglich etwa 250 Millionen Menschen ernährt, berichtet, dass es vor dem Krieg 50 Prozent seines gesamten Getreides aus der Ukraine bezog. Jetzt muss es aufgrund von Engpässen und steigenden Transport- und Betriebskosten jeden Monat 71 Millionen Dollar mehr ausgeben. David Beasley, der Exekutivdirektor des Programms, hat erklärt, dass das WFP die Rationen möglicherweise um die Hälfte kürzen muss, um auch die Millionen von vertriebenen Ukrainern und die Millionen von Menschen in anderen Teilen der Welt zu ernähren, die nun von Ernährungsunsicherheit und der Gefahr des Verhungerns bedroht sind. Das bedeutet, dass unterernährten Kleinkindern in Afrika Nahrung weggenommen wird, um sicherzustellen, dass Menschen, deren Häuser und Leben zerstört wurden, sowie diejenigen, die weit entfernt vom Konflikt leben, nicht verhungern. Beasley sagt weiter: "Wir haben jetzt 45 Millionen Menschen in 38 Ländern, die an die Tür der Hungersnot klopfen." Und der Preisanstieg in Ländern wie Syrien wird 100 oder 200 % betragen. Im Jemen hat das Welternährungsprogramm (WFP) bereits die Rationen für 8 Millionen Menschen gekürzt und für die Menschen im Tschad, Niger und Mali um etwa 50 %.
Die schreckliche Ironie besteht darin, dass die Welt heute über einen Reichtum von 430 Milliarden Dollar verfügt, so dass es keinen Grund gibt, dass ein Kind an Hunger stirbt. Wenn nicht sofort gehandelt wird, sagt er voraus, dass die Welt nicht nur Unruhen und politische Instabilität, sondern auch eine in der Geschichte der Menschheit noch nie dagewesene Massenmigration erleben wird. Soweit der Bericht von
Beasley.
Die buddhistische Hilfsorganisation Global Relief hat ihrerseits einmalige zusätzliche Mittel für 22 der von ihr derzeit geförderten Projekte zur direkten Nahrungsmittelhilfe bereitgestellt. Diese Projekte befinden sich in Bangladesch, Kambodscha, Kamerun, Kenia, Haiti, Indien, Malawi, der Mongolei, Peru, Uganda, Vietnam und den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus gewährte die BGR im März fünf Organisationen, die vor Ort in der Ukraine und den umliegenden Ländern tätig sind, Soforthilfe in Höhe von 10.000 US-Dollar. Die Schwesterorganisation der BGR, Mitgefühl in Aktion e.V. hat ihrerseits 40.000 Euro in Projekte in Afghanistan, Bangladesch, Myanmar, Indien, Kambodscha, Kamerun und der Mongolei investiert und 11.000 Euro Direkthilfe für Hilfsaktionen im Kriegsgebiet der Ukraine geleistet. Beide Hilfsorganisationen beabsichtigen gemeinsam dort ihre Hilfe auszuweiten, da aufgrund der Krise in der Ukraine weltweit dringender Bedarf besteht. Wenn Sie diese Bemühungen unterstützen möchten, ziehen Sie bitte in Erwägung jetzt zu spenden: https://www.mia.eu.com/jetzt-spenden
(Übersetzung durch Raimund Hopf mit freundlicher Genehmigung des Verfassers)
zum englischen Original: https://www.buddhistglobalrelief.org/war-in-ukraine-the-tipping-point-for-a-global-food-catastrophe/
Photo by Mirek Pruchnicki. Used under a Creative Commons license.
Liebe Freunde und Förder*innen von Mitgefühl in Aktion,
ich denke, wir dürfen uns alle durchaus freuen über dieses erfolgreiche dritte Jahr seit der Gründung unseres Vereins!
Wir hatten uns für dieses Jahr das Ziel gesetzt, ein Spendenaufkommen von 50.000 € für unsere humanitäre Hilfsarbeit zu sammeln und dieses Ziel nun mit ca. 60.000 € zum derzeitigen Stand bereits mehr als erfüllt. Ein Großteil davon wird nun für die Finanzierung der Hilfsprojekte in 2022 zur Verfügung stehen. Doch knapp 21.000 € davon sind auch bereits Anfang dieses Jahr an unsere Projektpartner im Senegal, in Kamerun, Bangladesch, Myanmar, Kambodscha, Indien und in der Mongolei überwiesen worden. Zusätzlich haben wir im Sommer nach einem Hilfeaufruf der Nonne Ayya Yeshe die Bodhicitta Foundation in Nagpur zusätzlich mit einer Corona-Soforthilfe in Höhe von 5.000 € unterstützt. Allein durch diese Nothilfen konnten ca. 650 Personen mit Lebensmittelhilfen, Krankentransporten, Medikamenten und ärztlicher Versorgung aus dramatischer Not gerettet werden. Wir können helfen!
Das steigende Spendenaufkommen ist natürlich auch Ergebnis eines steigenden Bekanntheitsgrades und einer hohen Akzeptanz in der deutschsprachigen buddhistischen Welt. Dazu hat sicher unser Beitritt zur DBU beigetragen, aber auch verschiedene Marketingaktionen. Unter anderem hat Fikret alle buddhistischen Gruppen und Zentren in Deutschland und Österreich angeschrieben und mit Flyern versorgt. Auch haben wir vielfältige Hilfe von Freunden erfahren: Die DBU hat uns eine Anzeige in „Buddhismus aktuell“ geschenkt und die Firma Westwerk einen Flyer entworfen, der in „Ursache und Wirkung“ als Sachspende der Redaktion unter Hendrik in Form einer Beilage erschien. Auch dass uns der Buddha Talk seit diesem Jahr als Aufruf zu Spenden für MiA dient, hat sich sehr bewährt und wir danken allen Redner*innen für ihre Beiträge. Auch ist unsere Präsenz in den sozialen Netzwerken gestiegen, seit Helga dies für uns betreut. Besonders erfreut und dankbar sind wir über den neuen Imagefilm, den Felix sehr professionell und mit viel Hingabe für uns ehrenamtlich erstellt hat.
Mit 11 Neuaufnahmen entwickelt sich auch unser Vereinsleben sehr positiv. Besonders ermutigend waren die 4 Mitgliederversammlungen dieses Jahres, die einen breiten Konsens und eine zunehmende Bereitschaft zur aktiven Mitgestaltung zeigten. Herbert hat Anfang des Jahres die Aufgabe als Schatzmeister von Roland übernommen und die Buchhaltung völlig neu und professionell aufgestellt und mit Helga konnten wir ein zusätzliches Vorstandsmitglied gewinnen. Zusätzlich entlastete Jutta den Vorstand durch die Organisation eines Crowdfundings, Susanne verschickte fleißig Spendenkerzen und Tobias hat sich bereit erklärt, die Betreuung der Homepage im kommenden Jahr zu übernehmen. Stephan, Tobias, Susanne helfen darüber hinaus als Projektbeauftragte.
Wir möchten uns aus vollem Herzen bei allen bedanken, die durch ihre Beiträge und Spenden, durch ihr aktives Mitwirken an dieser positiven Entwicklung beteiligt waren. Wir wünschen im besonderen euch und allen Menschen, die wir dieses Jahr unterstützen konnten, freudige und friedvolle Feiertage und darüber hinaus schicken wir allen Wesen unsere besten Wünsche für eine Zukunft, die möglichst frei ist von Leid.
Mögen alle Wesen glücklich sein!
Simpert Würlf
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Dies sind nur Stichpunkte des obigen Buddha-Talks vom 17. Juni 2021 und stellen keinen zitierbaren Text des Verfassers da.
Es ist Zeit für Buddhisten aufzuwachen! Ja, im Buddhismus ging es schon immer um das Aufwachen - das Wort "Buddha" bedeutet "der Erwachte“, aber heute müssen wir in einem anderen/zusätzlichen Sinn aufwachen: zu dem, was in der Welt geschieht.
Chomsky behauptet: "Die Welt befindet sich in der gefährlichsten Zeit, die die Menschheitsgeschichte je erlebt hat.“ Es gibt viele Dimensionen der Krise, ökonomisch [riesige, wachsende Kluft], politisch [steigender Autoritarismus, Demokratie zerbrechlich], Rassismus und andere Formen des Tribalismus, aber die wichtigste ist die ökologische Krise. Beachten Sie, dass ich nicht Klimawandel oder Klimakrise sage, die ökologische Krise ist viel größer als das [6. großes Aussterbeereignis; Schadstoffe/Gifte im Wasser, in der Luft, in der Erde, im Boden, in unseren Körpern; Atommüll; Verlust von Mutterboden/Wäldern; Kunststoffe; Überbevölkerung, usw.]. Ich lade Sie ein, zu bedenken, dass all dies zusammen eine Zivilisation offenbart, die ihren Weg verloren hat. Im letzten Jahrhundert wurde die Menschheit zum ersten Mal eine wirklich globale Zivilisation, doch ironischerweise scheint sie sich dadurch zu zerstören [entgegen dem Nachkriegsglauben an den "Fortschritt"].
Was sollten wir tun, als Reaktion auf diese gefährliche Situation? Mir kommen da einige Zen-Antworten von Meistern in den Sinn. "Was sollen wir tun, wenn schwierige Zeiten kommen?“ - "Heiße sie willkommen." Unser Weg besteht nicht darin, Schwierigkeiten zu vermeiden. Ein Schüler fragte Chan (Zen) Meister Yunmen: "Was ist die Frucht einer lebenslangen Praxis?" Er antwortete: "Eine angemessene Antwort. ...angemessen reagieren zu können." Aber wie können wir das tun? Was hat der Buddhismus zu bieten, das uns helfen kann, unsere Situation zu verstehen und angemessen zu reagieren? Vielleicht nichts? Der Buddha lebte vor etwa 2400 Jahren, aber das hatte Auswirkungen. Es scheint mir, dass der wichtigste Beitrag des Buddhismus angesichts unserer heutigen Situation der Bodhisattva-Pfad ist - oder nennen wir ihn den neuen Bodhisattva-/Ökosattva-Pfad. Ich möchte drei Aspekte hervorheben:
Erster Aspekt:
Beidseitige Praxis [wie eine Münze] ist das grundlegendste. Meistens praktizieren wir für unser eigenes Erwachen/unsere eigene Entwicklung des Gleichmuts. Doch das ist nicht genug. Wir wollen auch "anderen" helfen, weil sie nicht wirklich anders sind, im Sinne von getrennt von uns selbst. Mit anderen Worten: Jede Praxis braucht die andere.
Das Problem für die in der Welt Engagierten/Aktivisten ist, dass ihnen ohne den durch Meditation kultivierten Gleichmut in der Regel ein stabiler Boden für ihre Lebensarbeit fehlt, was sie anfälliger für Frustration, Ärger, Depressionen, Müdigkeit und Burnout macht und damit tendenziell das schwächt, was sie beitragen können.
Auf der anderen Seite ist die Anerkennung der Wichtigkeit von sozialem Engagement ein großer Schritt für viele Buddhisten, denen normalerweise beigebracht wurde, sich auf ihren eigenen individuellen Seelenfrieden zu konzentrieren. Die Versuchung für buddhistisch Praktizierende ist die Anhaftung an diese Gelassenheit (oder das "Festhalten an der Leerheit") und damit das Losgelöstsein von/gleichgültig gegenüber dem, was in der Welt geschieht. Gewöhnlich beginnen wir den Pfad, weil es in unserem Leben ein gewisses dukkha/eine gewisse Unzufriedenheit gibt, also eine natürliche Selbstsorge. Aber wenn wir nur mit unserem eigenen geistigen Zustand und dem Fortschritt zur Erleuchtung beschäftigt bleiben, wird das schließlich selbstzerstörerisch, da es tatsächlich das Gefühl eines Selbst verstärkt, dessen Wohlbefinden vom Wohlbefinden anderer getrennt ist. Insofern das Gefühl eines getrennten Selbst das grundlegende Problem ist, ist mitfühlendes Engagement für das Wohlergehen anderer - aller! - ist ein wichtiger Teil der Lösung.
Joanna Macy sagt: "In den frühen buddhistischen Schriften gibt es eine einfache und wunderbare Formulierung, die die Beziehung zwischen Weisheit und Handlung beschreibt: Sie sind ‚wie zwei Hände, die sich gegenseitig waschen‘. Es ist ein Tanz der Wechselseitigkeit.“
Franz Kafka: "Du kannst dich von den Leiden der Welt zurückhalten, das steht dir frei [und es entspricht deiner Natur], aber vielleicht ist gerade dein Zurückhalten das einzige Leiden, das du vermeiden könntest." Warum?
Entgegen dem romantisierten Mythos des Meditierenden [z.B. Milarepa] in der Höhle, der vollständig erleuchtet wird, anstatt diese Welt des Samsara/Leidens zu transzendieren, bleibt man mitfühlend in der Nähe, um dem Rest von uns zu helfen. Joanna Macy: „Die Welt hat eine Rolle in unserem Erwachen zu spielen.“ Ram Dass: „Du denkst, du bist erleuchtet? Denn geh und verbringe die Feiertage mit deiner Familie.“ Unsere persönliche Praxis wird zu einem Werkzeug der Selbstschärfung. Die Beschäftigung mit den Problemen der Welt ist daher nicht als Ablenkung von unserer persönlichen spirituellen Praxis zu verstehen, sondern als ein wesentlicher Teil davon. Derjenige, der am meisten davon profitiert, ist der Bodhisattva selbst.
Kukai/Kobo Daishi: „Der Maßstab für unsere Erleuchtung ist, wie wir anderen dienen.“
Zweiter Aspekt:
Warum ein „neuer“ Bodhisattva/spiritueller Weg? Leiden, dukkha das der Bodhisattva zu lindern verpflichtet ist, ist das wichtigste Konzept im frühen Buddhismus und im Mittelpunkt der vier edlen Wahrheiten. Der Buddha sagte: "Alles, was ich zu lehren habe, ist dukkha und wie man es beendet.“ Heute haben wir ein tieferes und besseres Verständnis davon, woher dieses Leiden kommt, wie man es angeht. Nämlich nicht nur auf individueller Ebene, aufgrund des individuellen Karmas. Es scheint mir, dass der Buddha fortschrittlicher war [siehe Umgang mit Frauen und Kaste] als die Institution, die sich nach seinem Tod entwickelte, die sich mit den Herrschenden arrangierte. Das traditionelle buddhistische Verständnis davon, woher unsere Probleme kommen ist: „Sie sind mein eigenes Karma, aus meinen vergangenen Handlungen. Also gib niemandem und nichts die Schuld.“ Dagegen sollten wir verstehen, wie historische Kräfte uns gefangen nehmen können. Eine Möglichkeit, das Problem hier auszudrücken: Der Buddhismus konzentriert sich nicht auf ‚das Böse‘, sondern auf die drei Gifte/Brände (Gier, Hass und Verblendung). Und heute können wir sehen, wie sich diese drei Gifte nicht nur individuell sind, sondern institutionalisiert auswirken. Gier: „Nie genug" in Kapitalismus/Konsum/BSP. Hass: In Tribalismen wie Rassismus/Nationalismus/Militarismus. Verblendung: "Fake News“, Werbung, Propaganda usw.
Soweit ich das beurteilen kann, haben viele Buddhisten heute ein besseres Verständnis dafür, wie wichtig es ist, anderen Individuen „aus dem Fluss“ zu retten [Obdachlose; Gefängnis-Dharma; Hilfe im Hospiz], doch sie fragen nicht genügend danach, warum so viele weitere Menschen im Fluss ertrinken. Die Art von kollektiver Krise/Notlage, mit der wir jetzt konfrontiert sind, erfordert, dass wir uns fragen, wie wir auf kollektive/institutionalisierte Gier/Willkür/Verblendung reagieren können. Bill McKibben sagt: „Hört auf, ein Individuum zu sein." Es gibt viele Buddhas/Lehrer, Dharma/Lehren, aber wir sind sehr schwach an Sangha/Gemeinschaft.“ Um kollektive/ institutionelle Probleme anzugehen, müssen wir jedoch zusammenarbeiten...
Dritter Aspekt:
Der Bodhisattva-Pfad sagt uns nicht, was wir tun sollen, sondern wie wir es tun sollen. Macht Sinn: Des Buddha Zeit und nachfolgende Traditionen sind ganz verschieden. Das auf uns anzuwenden, braucht Flexibilität. Sie sind einfach eine allgemeine Vorlage.
Was ist also das "Wie", das der Bodhisattva-Pfad hervorhebt? Klassischerweise kultivieren und entwickeln Bodhisattvas die Paramitas [wörtlich "Vollkommenheiten"] und üben sich in der Entwicklung bestimmter Charaktereigenschaften, normalerweise sechs: Großzügigkeit, ethisches Verhalten, Geduld, Entschlossenheit, Meditation und Weisheit.
Weitere zu beachtende Aspekte: Die buddhistische Betonung der gegenseitigen Abhängigkeit ("wir sitzen alle im selben Boot") und der Verblendung (statt Gut gegen Böse) impliziert nicht nur Gewaltlosigkeit (Gewalt ist in der Regel selbstzerstörerisch), sondern eine Politik, die durch Liebe und Mitgefühl (eher nondual) motiviert ist, statt durch Wut (die zwischen uns und ihnen dualisiert). Heute besteht das Grundproblem nicht darin, reiche und mächtige schlechte Menschen [loszuwerden], sondern institutionalisierte Strukturen von kollektiver Gier, Aggression und Verblendung, die transformiert werden müssen. Manchmal muss man einfach stoppen, was die Leute tun, aber das bedeutet nicht, sie zu hassen. (Gibt es so etwas nicht auch im Christentum? „Hasse die Sünde, nicht den Sünder.“)
Der Pragmatismus und der Nicht-Dogmatismus des Buddha (seine Lehren sind ein Floß, das uns hilft, den Fluss des Samsara zu überqueren, nicht ein Dogma, das wir "auf dem Rücken tragen") können helfen, die ideologischen Streitigkeiten zu durchbrechen, die so viele progressive Bewegungen geschwächt haben. Und die Mahayana-Betonung von upaya-kausalya "Geschicklichkeit in den Mitteln" (manchmal als siebtes Paramita betrachtet), die Fähigkeit, sich anzupassen und erfolgreich auf neue Situationen zu reagieren, stellt die Bedeutung der kreativen Vorstellungskraft in den Vordergrund und sind ein notwendiges Attribut, wenn wir eine gesündere Art des Zusammenlebens auf diesem Planeten mitgestalten wollen.
Aber nichts davon kommt an das heran, was am spirituellen Aktivismus am unverwechselbarsten und kraftvollsten ist: Der Bodhisattva handelt ohne Anhaftung an die Ergebnisse seiner Handlung. Im Pali-Kanon sagte der Buddha, dass ein Merkmal einer erwachten Person ist, dass ihre Handlungen nirasa sind, eine Übersetzung davon ist "ohne Erwartung/ohne Hoffnung". Auch im späteren Buddhismus: Aphorismus 28 der tibetischen Lojong-Schulung bietet eine klassische Formulierung dieser Art von Nicht-Anhaftung: "Verzichte auf jede Hoffnung/Erwartung auf Verwirklichung. Verstricke dich nicht darin, wie du in der Zukunft sein wirst, sondern bleibe im gegenwärtigen Moment." Dieses Prinzip ist nicht spezifisch oder nur buddhistisch; es ist auch ein wesentlicher Aspekt des Karma-Yoga im wichtigsten hinduistischen Text, der Bhagavad-gita: "Dein Recht ist auf die Arbeit, niemals auf die Früchte." (2:47).
Aber Handeln ohne Anhaftung wird leicht missverstanden. Es suggeriert eine beiläufige Haltung, die sich zu sehr auf [eine buddhistische Betonung der] Motivation/Absicht konzentriert. "Was wichtig ist, ist die Absicht hinter meinen Handlungen, nicht die Ergebnisse. Die Ergebnisse sind nicht wichtig.“ Diese Herangehensweise wird niemals die notwendigen Veränderungen herbeiführen, denn sie verfehlt den Punkt, was Nicht-Anhaften wirklich bedeutet. Lassen Sie mich dies abschließend ausführen.
Betrachten Sie zunächst den Unterschied zwischen einem Marathon und einem Hundert-Meter-Lauf. Bei einem Hundert-Meter-Lauf kommt es nur darauf an, so schnell wie möglich ins Ziel zu sprinten. Sie haben keine Zeit, an etwas anderes zu denken. Aber einen Marathon kann man so nicht laufen, weil man sich sonst bald erschöpft. Stattdessen geht man sein Tempo, man folgt der Strecke, ohne sich auf die Ziellinie zu fixieren. Wenn Sie in die richtige Richtung laufen, kommen Sie irgendwann an, aber dabei müssen Sie sich darauf konzentrieren, im Hier und Jetzt zu sein, nur diesen Schritt, nur diesen Schritt... Es gibt einen japanischen Begriff dafür: tada, nur dies! Und das Pali tathata/tathagatha, „einer, der einfach kommt und einfach geht“. Man nähert sich dem Ziel, weil man das tut, was jetzt gerade jetzt notwendig ist: Genau das! Und natürlich ist es das, was unsere Praxis schon immer gefördert hat: Wenn unsere Gedanken abschweifen, kehren wir ins Jetzt zurück.
Aber es gibt noch mehr zu sagen. Obwohl ein Marathon ein langes Rennen ist, erreicht man früher oder später das Ende und bleibt stehen; es ist vorbei. Was ist mit einem Pfad ohne Ende, mit einer Aufgabe, die so schwierig ist, dass wir entmutigt werden könnten? Wie zum Beispiel die "Rettung" [oder Befreiung] aller fühlenden Wesen im Universum, wie auch immer wir das verstehen? In Zen-Tempeln und Klöstern rezitieren die Praktizierenden täglich die vier "Bodhisattva-Gelübde". Das erste ist, allen Lebewesen beim Erwachen zu helfen: "Die Lebewesen sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu befreien." Wenn wir wirklich verstehen, was diese Verpflichtung beinhaltet, wie können wir dann vermeiden, uns überwältigt zu fühlen? Wir geloben, etwas zu tun, was unmöglich erreicht werden kann.
Dass das Gelübde nicht erfüllt werden kann, ist nicht das Problem, sondern der Sinn des Ganzen. Da es nicht erreicht werden kann, fordert das Gelübde in Wirklichkeit eine Neuausrichtung des eigenen Lebens, weg von der üblichen Selbstbezogenheit hin zur primären Sorge um das Wohlergehen aller. Auf der alltäglichen Ebene wird nicht das unerreichbare Ziel wichtig, sondern die Richtung der eigenen Bemühungen - eine Richtung, die uns in diesem Fall ausrichtet, ohne einen Endpunkt vorzugeben. Was bedeutet das für die Art und Weise, wie wir auf die Öko-Krise reagieren? Jemand, der sich freiwillig für eine Aufgabe gemeldet hat, die buchstäblich unmöglich ist, wird sich nicht von Herausforderungen einschüchtern lassen, die manchmal hoffnungslos erscheinen.
Es ist eine neue Art des In-der-Welt-Seins, eine neue Grundausrichtung des eigenen Lebens. Egal, was passiert, wir lassen uns nicht entmutigen - nun ja, jedenfalls nicht lange, wir bleiben nicht entmutigt. Wir brauchen vielleicht erst ein paar achtsame Atemzüge, aber dann stauben wir uns ab und machen weiter. Das liegt daran, dass dieses Gelübde über jede Anhaftung an eine bestimmte Leistung oder an eine Niederlage hinausgeht. Wenn unsere Bemühungen erfolgreich sind, ist es an der Zeit, zur nächsten Sache überzugehen. Wenn sie nicht erfolgreich sind, versuchen wir es weiter ... bis in alle Ewigkeit. Das ist keine Last/unendliche Mühe! Sobald wir unsere Nondualität mit anderen Menschen und mit diesem großartigen Planeten, der sich um uns alle kümmert, erkannt haben, ist dies die Art, wie wir leben wollen; wir wollen nichts anderes mehr tun. Es wird unsere Leidenschaft und unsere Freude.
Aber es gibt einen dritten und letzten Punkt, der für mich am meisten heraussticht. Seien wir offen/ehrlich: Gerade die Klimakrise/ökologische Situation sieht sehr schwierig aus. Es besteht die sehr reale Möglichkeit, dass unsere Bemühungen vergeblich sein werden. Privat und manchmal auch öffentlich werden immer mehr Wissenschaftler pessimistisch: Wir könnten kurz vor einem Kipppunkt stehen oder ihn bereits überschritten haben. Es ist schwer vorauszusehen, was passieren wird, aber es sieht nicht gut aus. Nicht nur für die moderne Zivilisation, sondern [einige spekulieren] vielleicht für das Überleben unserer Spezies. Wir wissen es einfach nicht.
"Wir wissen es einfach nicht." Hmmm... klingt das bekannt? Ist das nicht etwas, das unsere kontemplativen Praktiken kultivieren: „Weiß-nicht-Geist“ (don’t know mind)? "Nichtwissen ist das Intimste." Es ist der erste Grundsatz der Zen-Friedensstifter (die anderen beiden sind das Bezeugen der Freuden und Leiden der Welt und das Ergreifen von Handlungen, die aus dem Nicht-Wissen und dem Bezeugen entstehen). Roshi Egyoku Nakao beschreibt es als einen "Blitz der Offenheit oder eine plötzliche Verschiebung hin zum Gegenwärtigsein im Moment", in dem wir "Zuflucht nehmen [uns öffnen!] an dem Ort, bevor etwas entsteht, einem Ort der Leere und tiefen Stille." Wir werden weiträumiger, werden uns unserer eigenen Reaktivität bewusster und sind offener für die Sichtweisen der anderen. Ein solches "Nichtwissen" ist keine feste Position, sondern eine Art, sich auf die Welt einzulassen, so wie sie ist, genau hier und jetzt. Wir wissen nicht, was als Nächstes passieren wird, aber wir tun das Beste, was wir können, entsprechend dem, was wir verstehen können, bereit, das zu ändern, was wir tun, wenn sich die Situation oder unsere Sicht der Situation ändert.
Einer meiner Zen-Lehrer, Robert Aitken, sagte gerne, dass unsere Aufgabe nicht darin besteht, das Mysterium aufzuklären, sondern das Mysterium klar zu machen (our task is not to clear up the mystery but to make the mystery clear). Auf dem spirituellen Weg geht es nicht darum, alles zu verstehen, sondern sich zu öffnen, um eine geheimnisvolle [und heilige] Welt zu erfahren, in der sich alles verändert, ob wir es bemerken oder nicht. Bodhisattvas erlangen Zugang zu diesem Mysterium, nicht indem sie es ergreifen, um gelassen darin zu ruhen, sondern indem sie von ihm ergriffen werden. Sie manifestieren etwas, das größer ist als ihre Egos.
Für diejenigen, die auf dem Pfad sind, ist dieses ehrfurchtgebietende Mysterium nicht lähmend, sondern ermächtigend, denn es befreit uns von Dogmatismus und anderen fixen Ideen über uns selbst und die Welt. Wir tun das Beste, was wir können, als Antwort auf das Beste, was wir wissen, obwohl wir nie mit Sicherheit wissen, was geschieht oder was möglich ist. Howard Zinn: "Es gibt eine Tendenz zu denken, dass das, was wir im gegenwärtigen Moment sehen, fortbestehen wird. Wir vergessen, wie oft wir über den plötzlichen Zerfall von Institutionen, über außergewöhnliche Veränderungen im Denken der Menschen, über unerwartete Ausbrüche der Rebellion gegen Tyranneien, über den schnellen Zusammenbruch von Machtsystemen, die unbesiegbar schienen, erstaunt waren.“ Einst waren der „kalte Krieg“, Ost-West-Trennung eine fixe Realität, dann zerfiel die UDSSR plötzlich - völlig unerwartet. Stehen wir gerade jetzt wieder an der Schwelle zu so etwas? Im Nachhinein können wir immer eine Ursachenkette finden, die zeigt, dass diese Ereignisse unvermeidlich oder sehr wahrscheinlich waren - aber das ist im Nachhinein. Wenn wir nicht einmal wissen, was jetzt geschieht, wie können wir dann wissen, was möglich ist, bis wir es versuchen?
Es geht nicht darum, optimistisch zu sein [Beispiel für dualistisches Denken: Dualität mit Pessimismus - "ein Pessimist ist jemand, der mit einem Optimisten zusammenleben musste"] oder hoffnungsvoll [eine weitere Dualität mit Angst/Verzweiflung - wir springen zwischen beiden hin und her, aber beide beinhalten geistige Anhaftung an Ergebnisse, an eine Vorstellung davon, wie die Zukunft sein sollte] Bodhisattvas werden durch etwas Tieferes zum Handeln bewegt: eine mitfühlende Großzügigkeit des Geistes, die sich selbst ausdrücken möchte und, obwohl sie Ergebnisse sucht, diese nicht verlangt.
Joanna Macy: "Ich finde, dass es nicht sehr hilfreich ist, Menschen zu versichern, dass es Hoffnung gibt, mich eingeschlossen. Im Buddhismus gibt es kein Wort für Hoffnung. Es würde als Ablenkung von dem, was gerade ansteht, angesehen werden. Es bringt dich aus dem gegenwärtigen Moment heraus und in die Vermutung hinein. Ich denke, alles, was wir wirklich können, ist das zu bejahen, auf das wir unsere Aufmerksamkeit richten wollen. Ich habe die Wahl: Will ich aufgeben und mich der großen Auflösung hingeben, oder will ich mich denen anschließen, die für eine lebenswerte Zukunft arbeiten? Da der Ausgang ungewiss ist, müssen wir es genießen, etwas zu tun, das spannend und nützlich ist, ohne sicher zu wissen, ob es klappen wird."
Mir gefällt, wie Vaclav Havel die Hoffnung neu definiert hat: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgehen wird, sondern die Gewissheit, dass es sich lohnt, etwas zu tun, unabhängig davon, wie es ausgeht. " Von einer anderen Seite betrachtet, Wendell Berry: "Wir haben nicht das Recht zu fragen, ob wir Erfolg haben werden oder nicht; die einzige Frage, die wir stellen dürfen, ist: Was ist das Richtige zu tun? Was verlangt diese Erde von uns, wenn wir weiterhin auf ihr leben wollen?"
Dies verweist auf die tiefste Bedeutung des Nicht-Anhaftens an Ergebnisse, des "Nicht-Wissen-Könnens" in einer Zeit der Weltkrise. Unsere Aufgabe ist es, das Beste zu tun, was wir können, ohne zu wissen, was die Konsequenzen sein werden, ohne zu wissen, ob unsere Bemühungen überhaupt einen Unterschied machen werden. Haben wir den ökologischen Kipp-Punkt bereits überschritten und ist die Zivilisation, wie wir sie kennen, dem Untergang geweiht? Wir wissen es nicht, aber das ist in Ordnung. Natürlich gibt es Hoffnung, im Sinne unserer Sorge, dass unsere Bemühungen Früchte tragen werden. Wir versuchen, strategisch vorzugehen, doch letztlich ist das, was wir tun, unser Geschenk an die Erde, kostenlos. Man gibt kein Geschenk mit der Erwartung einer Gegenleistung - das wäre kein Geschenk. Wir wissen nicht, ob das, was wir tun, wichtig ist, aber wir wissen, dass es für uns wichtig ist, es zu tun.
Ohne Anhaftung an Ergebnisse zu handeln, ist sehr schwierig, vielleicht sogar unmöglich, es sei denn, man hat eine spirituelle Grundlage/aus der Praxis. Natürlich bedeutet es, die Messlatte unrealistisch hoch zu legen, wenn wir so wenig an die Ergebnisse unserer Bemühungen gebunden sind. Vielleicht ist niemand in der Lage, die doppelte Praxis eines Bodhisattvas vollständig zu verkörpern, und das ist auch in Ordnung. Unsere Aufgabe ist es nicht, perfekt zu sein, sondern das Beste zu tun, was wir können. Und schließlich frage ich mich, ob die Erde heute nicht alle von uns aufruft, Bodhisattvas/Ökosattvas zu werden?
Es scheint mir, dass, wenn zeitgenössische Buddhisten diesem Bodhisattva-Pfad nicht folgen können oder wollen, dann ist der Buddhismus nicht das, was die Welt im Moment braucht. Aber was ich in diesem Vortrag versucht habe, ist zu zeigen, wie sehr der Buddhismus uns tatsächlich helfen kann, die größten Herausforderungen, denen die Menschheit je gegenüberstand, zu verstehen und darauf zu reagieren.
Reflexion: "Wie man in drei Stufen ein Bodhisattva wird"
1. Denken Sie über Ihre eigene Situation nach, was Sie mitbringen/anbieten können: z. B. Alter/Gesundheit/Fähigkeiten/Fähigkeiten/Ausbildung/Ressourcen, zu denen Sie Zugang haben.
2. Denken Sie über die Möglichkeiten nach, die Ihnen in der Situation, in der Sie sich befinden, zur Verfügung stehen: Standort [wo Sie sind oder sein könnten]/Probleme [Herausforderungen, z. B. Fracking hier in Ost-Colorado]/ Netzwerk von Kontakten.
3. Das Wichtigste: Öffnen Sie sich/hören Sie zu/denken Sie nach: Was geht Ihnen ans Herz? Z.B. sehr schwierige Situation für viele arme Menschen während dieser Pandemie - Nahrung für sie?; Migranten, die an der Grenze eingesperrt sind; Rassismus, Ureinwohner Amerikas; Umstellung auf erneuerbare Energien; politische Arbeit - z.B. wählen gehen... Doch all das kann einige Zeit dauern...
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,
Heute ist der fünfzigste Tag nach Ostern, daher der Name Pfingsten. Für unsere christlichen Freunde ist es das Wunder des Heiligen Geistes, durch das Gott sich den Menschen gezeigt hat bei Gründung der Kirche.
Für mich als Buddhist ist diese Geschichte in erster Linie ein Zeichen der Verständigung, das Wunder der Einheit in der Vielfalt.
Als sie alle beisammen in Jerusalem waren, einer Stadt, die schon immer von Menschen unterschiedlicher Staaten gemeinsam bewohnt wurde, fingen sie an, in verschiedenen Sprachen über die Wunder Gottes zu sprechen, so heißt es in der Apostelgeschichte.
Was für ein schönes Bild für die Gemeinschaft unter Menschen unterschiedlicher Herkunft. Ein Wunder, dass wir auch heute brauchen.
Die Menschheit ist auf diesem Planeten nur die eine Menschheit und teilt die Gaben dieses wunderbaren Planeten Erde gemeinsam. Dennoch gibt es ein starkes Gefälle zwischen den 20% der Menschen in Industrienationen, die 80% der Güter verwalten und den 80% der übrigen, die nur 20% vom Kuchen abbekommen.
Besonders jetzt, wo uns weltweit die Ausbreitung des Coronavirus alle gemeinsam betrifft, werden die Unterschiede in der Versorgung nicht nur der Lebensmittel sondern eben auch der technischen Ausstattung im Gesundheitswesen und der Verfügbarkeit von Vaccine spürbar deutlich. Derzeit hat es besonders Indien betroffen. Ein Land, in dem sehr viele Impfstoffe günstig für westliche Länder hergestellt werden, die jedoch paradoxerweise in Indien selbst zu wenig zur Verfügung stehen.
Von unseren Partnern in Indien hören wir, dass viele Menschen in unseren Projekten derzeit wie die Fliegen sterben, weil keine medizinische Versorgung möglich ist. Wir gehören alle zusammen und es macht mich froh, dass die reicheren Länder derzeit technische Geräte und Sauerstoff zur Covid Behandlung dorthin senden. Wir selbst sind als Hilfsorganisation noch zu klein, um im größeren Rahmen helfen zu können. Was wir jedoch können, ist die notwendige Lebensmittelversorgung aufrecht zu erhalten, um die zu versorgen, die jetzt zu den ärmsten der Armen gehören.
Deshalb folgen wir einem Aufruf unserer Partnerorganisation in Indien, der Bodhicitta Foundation mit Ayya Yeshe, die uns bat eine Soforthilfe bereitzustellen, um den betreuten Dalit Mädchen in Nagpur zu helfen. Bitte helfen Sie mit! Großzügigkeit fängt da an, wo wir etwas teilen, dass wir selbst zu brauchen meinen. Jede kleine und größere Spende hilft und wird von uns ohne Abzug weitergeleitet. Bitte nutzen Sie unseren Spendenbutton, um heute an Pfingsten mit der Sprache des Mitgefühls zu sprechen, durch tatkräftige Hilfe, durch Geben.
Möge das Wunder der Völkerverständigung und die Freude von Pfingsten wie Feuer des Segens auf uns alle übergreifen.
Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest. Machen Sie es gut!
Raimund Hopf, Mitglied des Vorstands
Zurecht erinnern wir uns heute an das Grundrecht auf Arbeit, faire Entlohnung, Gleichberechtigung und Mitbestimmung. Allein in Frankfurt demonstrierten heute mehr als 3000 Menschen unter anderem für gerechtere Löhne und Arbeitsbedingungen. Die Pandemie spielte dabei auch eine große Rolle und es fiel das Wort der notwendigen gegenseitigen Solidarität.
Wir als Hilfsorganisation denken dabei besonders auch an die Frauen in Entwicklungsländern. Wussten Sie, dass weltweit gesehen, Frauen 60% der Arbeit machen und nur 1% des Landes besitzen? Besonders in Indien ist die Lage sehr schlecht. Dort werden immer noch 48% aller Mädchen vor ihrer Volljährigkeit verheiratet und haben selten eine Chance auf Bildung und bezahlte Jobs. Das gilt besonders unter den benachteiligten Gruppen, wie den Dalit. Deshalb unterstützen wir die Arbeit von Ayya Yeshe in Indien, die sich besonders für den Schutz und die Ausbildung junger Dalit-Mädchen einsetzt. Gerade jetzt ist die Situation sehr prekär, da Indien derzeit einen enormen Anstieg an COVID-Fällen hat und die vielen Impfaktionen noch nicht greifen.